Interview

Consulting 4.0: Was ist die Zukunft der Beratung?

4 Fragen an Klaus Strack, Geschäftsführung Deutschland, NTT DATA Business Solutions AG

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Die Welt wird digital – wer hier nicht mitmacht, verpasst den Anschluss. Diese Botschaft vermitteln täglich unzählige Consultants ihren Kunden. Doch wie sieht es bei den Unternehmensberatungen selbst aus? Wohin geht ihre Reise? Klaus Strack, Geschäftsführer beim Beratungsunternehmen NTT DATA Business Solutions AG, gibt Antworten.

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Klaus Strack
Geschäftsführung Deutschland
NTT DATA Business Solutions AG

 

Herr Strack, Unternehmens- und IT-Beratungen entwerfen und steuern Digitalisierungsstrategien für ihre Kunden. Im eigenen Unternehmen ist von digitalen Prozessen aber meist wenig zu merken. Woran liegt das?

Klaus Strack:

Grundsätzlich gilt für viele Industriebereiche: Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe. So gilt auch für den Beratungsbereich, dass nicht jedes innovative Thema sofort, sondern gemäß den existierenden Strategien im Kontext der IT-Fragestellungen aufgegriffen wird. Somit ist die Beratungsbranche – wie viele andere Industrien auch – bezogen auf Digitalisierung noch immer in der „Early Adopters“-Phase. Das Bewusstsein für deren Notwendigkeit steigt von Tag zu Tag und wird durch die Erwartungshaltung der jüngeren Generation noch beschleunigt.

Das wichtigste Kapital der Consultancy-Unternehmen ist ihr Personal. Benötigen Unternehmensberater überhaupt eine umfangreiche interne IT-Landschaft?

Klaus Strack:

Sowohl für den Endkunden als auch für den Mitarbeiter ist die Frage nach der Effizienz unterstützt durch IT ein immer stärker werdender Aspekt. Um eine solche Effizienz technologisch zu ermöglichen, ist es zwingend notwendig, sich mit seiner IT-Landschaft zu beschäftigen. Neue Technologien ermöglichen z. B. eine bessere Work-Life-Balance, Mitarbeiter arbeiten einfacher remote – was heutzutage für viele Bewerber eine Grundvoraussetzung für eine Bewerbung ist. Auch die alltäglichen Abläufe werden einfacher, angefangen von der lästigen Reisekostenabrechnung bis hin zur Kollaboration. Nur mit einem modernen Arbeitsplatz lassen sich in Zeiten des Fachkräftemangels gute Mitarbeiter gewinnen – besonders in unserer Branche. Das alles ist es wert, sich mal genauer anzuschauen, welche Lösungen zum eigenen Beratungsunternehmen passen.

Gerade im Bereich Recruiting und Talentmanagement hat sich in den letzten Jahren IT-seitig viel getan. Dadurch lässt sich das leidige Thema Personalmangel deutlich effektiver gestalten. Das Recruiting wird einfacher und Bewerbungsverfahren werden kürzer. Auch das Talentmanagement verbessert sich, Führungskräfte haben die Stärken und Kompetenzen ihres Teams im Blick. Mitarbeiter können in den Projekten arbeiten, für die sie brennen.

Wichtig ist aber auch die aktuelle Entwicklung: Die ganze Beratungsszene steht vor einer Disruption. Kunden haben heute höhere Ansprüche an ihre Berater als noch vor zehn Jahren. Sie bringen mehr Eigenwissen mit und wollen Spezialwissen zukaufen, das ihr Unternehmen schnell nach vorne bringt. Das stellt enorme Ansprüche an die Beratermannschaft und an die Methodik und macht es unausweichlich, nicht nur über neue Geschäftsmodelle und Ansätze nachzudenken, sondern diese auch zu implementieren. Doch das geht nur, wenn sich Beratungsunternehmen in Richtung Consulting 4.0 bewegen.

Wie bereitet sich NTT DATA Business Solutions auf den bevorstehenden Umbruch vor?

Klaus Strack:

Ich habe bereits 2013 ein internes Projekt namens „Consulting 5.0“ ins Leben gerufen – ich wollte noch einen Schritt weitergehen und nicht nur schauen, was heute alles möglich ist, sondern auch Visionen für die Zukunft entwickeln. Dazu zählten eine bessere Nutzung von Leerlaufzeiten und eine höhere Adaption unserer mobilen Endgeräte – z. B. durch Digitalisierung von Besuchsberichten/Rückmeldungen über Sprachassistenten – sowie der Zugriff auf Wissensdatenbanken über einen Avatar. Aber auch eine stärkere Verankerung unseres Prozess-Know-hows in das Kundenprojekt.  

Ein interdisziplinäres Team aus interessierten Mitarbeitern erarbeitet Ansätze, um die Beratung zu digitalisieren. Dabei haben wir in drei Richtungen gedacht: Erstens was benötigen unsere Mitarbeiter, um auch in Zukunft gut und gerne zu arbeiten? Zweitens was benötigen unsere Kunden zukünftig? Drittens wie können wir sowohl die Anforderungen der Kunden als auch die der Mitarbeiter umsetzen? Derzeit befinden wir uns noch mitten in der Transitionsphase und haben neue IT-Lösungen implementiert, unsere Teams umstrukturiert und mehr Freiräume für die Mitarbeiter geschaffen. So haben wir z. B. zum 1. Januar 2020 die Lösungen von SAP SuccessFactors in Betrieb genommen, wodurch wir die bereits genannten Entwicklungen im Recruitingbereich und in der Mitarbeiterbetreuung für uns umsetzen. Zudem erarbeitet eine Gruppe junger Talente gerade einen Prototyp für den Avatar. 

Außerdem hat das Team neue digitale Beratungsmodelle und Angebote für unsere Kunden herausgearbeitet. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Klarheit des vertraglichen Scopes, der für beide Seiten ohne Interpretationsspielraum, aber dennoch flexibel änderbar sein sollte. Dies haben wir über eine App gelöst, deren Output zu einer vollständig automatisierten Projektanlage und damit zu einem zentralen Werkzeug innerhalb des Projektmanagements wird.

Wird der Faktor Mensch in der Beratung an Bedeutung verlieren?

Klaus Strack:

Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten und verändert die Branche grundlegend. Neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise Knowledge-as-a-Service werden die persönliche Beratung ergänzen und zusätzliche Umsätze generieren. Hier sei das Schlagwort „Bots“ erwähnt. Wir setzen stark auf unsere eigenen Lösungen. Das sind nicht nur Produkte, sondern auch Services, die schnell, verlässlich, kalkulierbar und zielgerichtet in den Unternehmen realisiert werden können. So müssen unsere Kunden sich das Wissen nicht selbst aufbauen, sondern können auf unsere Expertise zugreifen und davon profitieren.

Ein Ersatz für die persönliche Beratung wird es aber nicht sein. Das Vertrauen unserer Kunden basiert auf den Menschen, die mit ihnen gemeinsam Innovationen entwickeln und Ideen verwirklichen. Die Digitalisierung mit all ihren Möglichkeiten beim Kunden und im Beratungsunternehmen kann aber entscheidend dazu beitragen, dass die Visionen schneller umgesetzt werden.

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