Während es wohl noch ein paar Jahre dauert, bis autonome Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sind und Drohnen eigenständig durch die Städte fliegen, sieht es in einigen Lagerhallen und Shopfloors bereits ganz anders aus: Automated Guided Vehicle (AGV) und autonome Shuttleroboter sind mittlerweile in allen möglichen Ausführungen verfügbar. Sie ersetzten nach und nach die von Menschen geführten Flurförderzeuge und lösen starre Fördertechnik ab. Das bringt ein ordentliches Plus an Effizienz und Flexibilität sowie Raum- und Flächennutzung.
Ein Vorzeigebeispiel für die Autonomisierung der Intralogistik ist Amazon Robotics. Das Unternehmen, das ursprünglich Kiva Systems hieß und 2012 von Amazon gekauft wurde, stellt orangefarbenen Transportroboter her, mit denen die Beförderung in allen drei Ebenen möglich wird. In den Lagern von Amazon holen sie die bestellten Waren und die passende Verpackung aus den Regalen und liefern beides an die zuständigen Mitarbeiter. Die überzeugenden Ergebnisse: Die Fehlerquote wurde deutlich verringert, Transportschäden wurden reduziert und die Produktivität pro Mitarbeiter wurde um das Drei- bis Vierfache gesteigert.
Der Zugewinn an Produktivität hängt vor allem damit zusammen, dass bei Amazon die Wege der Mitarbeiter ins Lager und wieder zurück bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit ausgemacht haben. Diese fallen dank der Roboter weg, die sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei bis drei Metern pro Sekunde durch die Hallen bewegen. Für die Orientierung tasten sie mit Sensoren am Boden aufgebrachte Barcode-Aufkleber ab. Das ist grundsätzlich die aktuell einfachste und kostengünstigste Variante. Statt der Aufkleber können auch Ultra Wideband Tags, RFID-Transponder oder Magnete eingesetzt werden.
Ganz gleich, welche Hardware verwendet wird – autonome Intralogistikszenarien funktionieren nur auf Basis von durchgängigen Informationsflüssen. Im Augenblick bedeutet das konkret: Die AGVs müssen nicht nur selbst mit einer leistungsstarken Software ausgestattet sein. Es ist auch eine Integration mit einem ERP- und Warehouse-Management-System erforderlich, um Aufträge für den Materialtransport abzuwickeln. Um dabei möglichst wenige Schnittstellen ausprägen und betreiben zu müssen, ist es hilfreich, wenn das WMS auch über Funktionalitäten für die Steuern der AGVs verfügt und in der Lage ist, die von den Vehikeln übermittelten Daten zu verarbeiten und mit den kaufmännischen sowie logistischen Informationen zu matchen. Denn nur so lassen sich die autonomen Fahrzeuge sinnvoll koordinieren. Auf längere Sicht kann dieser hierarchische Aufbau durch ein Netzwerk ersetzt werden, das sich mittels Künstlicher Intelligenz vollständig autonom organisiert und smart mit der Umwelt interagiert.
Mersun Sezer
Geschäfstleitung BU DE
Head of CoE Advanced Logistics Warehouse & Transportation
Head of Industry Focused Consulting Services
NTT DATA Business Solutions AG